„Aus­stel­lun­gen sind Den­ken im Raum.“

Da­ni­el Ty­ra­del­lis: Müde Mu­se­en. Oder: Wie Aus­stel­lun­gen un­ser Den­ken ver­än­dern könn­ten, Ham­burg 2014, S. 134.

Ausstellung

Für den Deut­schen Mu­se­ums­bund sind Aus­stel­lun­gen „das Ge­sicht des Mu­se­ums nach au­ßen“; sie ma­chen For­schungs­er­geb­nis­se für die Öf­fent­lich­keit sicht­bar und stel­len ak­tu­el­le Fra­gen und The­men zur Dis­kus­si­on (Leit­fa­den Pro­fes­sio­nell ar­bei­ten im Mu­se­um, Ber­lin 2019, S. 74.). In­spi­rie­rend fin­de ich Da­ni­el Ty­ra­del­lis An­satz, nach dem Aus­stel­lun­gen „Den­ken im Raum“ er­mög­li­chen sol­len: Sie sol­len die Besucher*innen be­we­gen und zum Nach­den­ken an­re­gen, sie sol­len sie dazu er­mu­ti­gen, ei­ge­ne Ge­wohn­hei­ten und Mei­nun­gen zu hin­ter­fra­gen – ohne sie da­bei schon in eine Rich­tung zu len­ken (vgl. Müde Mu­se­en, S. 136).

Sol­che Aus­stel­lun­gen wer­den zu Er­fah­rungs­räu­men, die die Besucher*innen er­frischt verlassen.

Ich be­glei­te den Pro­zess des Ku­ra­tie­rens von der Ideen­fin­dung und Kon­zep­ti­on bis zur Um­set­zung ei­ner Aus­stel­lung. Ich über­neh­me Re­cher­chen zu The­men, Ob­jek­ten und Bil­dern und ver­fas­se Aus­stel­lungs­tex­te mit Aussagekraft.

Referenzen

2023/2024

Kreismuseum Peine

Son­der­aus­stel­lung

„Pei­ne 800. Eine Stadt erzählt“

2023 fei­er­te die nie­der­säch­si­sche Stadt Pei­ne ihr 800-jähriges Be­stehen. Zu die­sem An­lass kon­zi­pier­te ich für das Kreis­mu­se­um Pei­ne in en­gem Aus­tausch mit des­sen Mitarbeiter*innen eine Son­der­aus­stel­lung über die Ge­schich­te der Stadt. Uns war gleich klar: Wir wol­len auf kei­nen Fall his­to­ri­sche Er­eig­nis­se, in die Pei­ne ver­wi­ckelt war, chro­no­lo­gisch ab­ar­bei­ten. Wir wol­len dem Pu­bli­kum viel­mehr die Mög­lich­keit ge­ben, ei­nen Blick auf das frü­he­re All­tags­le­ben der Pei­ner Be­völ­ke­rung zu wer­fen: War­um ka­men Men­schen nach Pei­ne, war­um ver­lie­ßen sie es? Wie er­leb­ten sie Feh­den und Krie­ge? Wie ar­bei­te­ten, wie wohn­ten sie? Wie präg­te Re­li­gio­si­tät ih­ren Tages- und Jah­res­lauf? „Nicht über uns, son­dern mit uns“: Weil wir die Pei­ner Stadt­ge­sell­schaft in die Er­ar­bei­tung der Aus­stel­lungs­in­hal­te ein­bin­den woll­ten, bau­ten wir par­ti­zi­pa­ti­ve Pro­jek­te und For­ma­te in den ku­ra­to­ri­schen Pro­zess, die Aus­stel­lung und das Ver­mitt­lungs­an­ge­bot ein. Kin­der kön­nen die Aus­stel­lung mit ei­nem Lern­stift erkunden.

2022/2023

Historisches Museum Hannover 

Son­der­aus­stel­lung
„Pre­mie­ren­fie­ber. Ki­no­kul­tur im Han­no­ver der 1950er Jahre“

In den 1950er Jah­ren tra­ten zahl­rei­che Film­stars, um­ringt von Hun­der­ten Fans, in Han­no­ver auf. Denn Han­no­ver war zu je­ner Zeit eine Hoch­burg für Ki­no­pre­mie­ren. Die Aus­stel­lung im His­to­ri­schen Mu­se­um Han­no­ver führt in die da­ma­li­ge Ki­no­kul­tur und das um sich grei­fen­de „Pre­mie­ren­fie­ber“ ein. Als Ci­ne­as­tin freu­te es mich be­son­ders, bei der Aus­stel­lungs­vor­be­rei­tung als Co-Kuratorin da­bei zu sein. Um die Ki­no­fil­me, ‑ar­chi­tek­tu­ren und ‑events in ei­nen brei­te­ren ge­schicht­li­chen Kon­text ein­zu­ord­nen, er­ar­bei­te­te ich „Zeit­ge­schicht­li­che In­seln“, die an­hand von Ob­jek­ten aus der Samm­lung des His­to­ri­schen Mu­se­ums Auf­schluss ge­ben über die zeit­ge­nös­si­schen Ge­schlech­ter­rol­len, Klei­dungs­sti­le, Frei­zeit­kul­tu­ren, De­sign­vor­lie­ben u.v.m.

2021

Medizinische Hochschule Hannover

Dau­er­aus­stel­lung

„Das Hannover-Modell. Pla­nung und Ge­stal­tung der Me­di­zi­ni­schen Hoch­schu­le Han­no­ver 1961–1971“

2021 fei­er­te die Me­di­zi­ni­sche Hoch­schu­le Han­no­ver (MHH) ein Ju­bi­lä­um: 50 Jah­re zu­vor war der Bet­ten­bau, in dem die sta­tio­nä­ren Patient*innen un­ter­ge­bracht sind, er­öff­net wor­den. Da­mit hat­te die MHH voll­um­fäng­lich ih­ren Be­trieb auf­ge­nom­men. 2021 wies zu­gleich in die Zu­kunft der MHH, denn in die­sem Jahr wur­de der Bau­li­che Ent­wick­lungs­plan für ei­nen Neu­bau der Hoch­schu­le er­stellt. Die­ses Dop­pel­da­tum nah­men Mit­ar­bei­ten­de des In­sti­tuts für Ethik, Ge­schich­te und Phi­lo­so­phie der Me­di­zin der MHH zum An­lass, mit ei­ner Aus­stel­lung an die Grün­dung der Hoch­schu­le und die mit ihr ver­bun­de­nen Er­war­tun­gen und Kon­zep­te zu er­in­nern. In Räu­men des In­sti­tuts ku­ra­tier­te ich die­se Aus­stel­lung, die Pla­nung, Bau und frü­he Nut­zung der MHH do­ku­men­tiert. Ne­ben ein­drucks­vol­len Fo­tos aus dem Hoch­schul­ar­chiv zeigt sie Bau­ma­te­ri­al und Ge­gen­stän­de aus den An­fangs­jah­ren der MHH. Sie lädt da­mit auch zur Aus­ein­an­der­set­zung mit dem zeit­ge­nös­si­schen Kli­nik­bau und de­sign ein. Die Ge­stal­tung stammt von Chris­toph Er­misch und Mar­ti­na Jung.

2020

Stadtarchiv Hannover

Son­der­aus­stel­lung

“Un­ter Nack­ten. Frei­kör­per­kul­tur 1890–1970”

* Das Foto wur­de im Nie­der­säch­si­schen In­sti­tut für Sport­ge­schich­te Han­no­ver aufgenommen.

 

Im Auf­trag des Stadt­ar­chiv Han­no­ver re­cher­chier­te ich für eine Aus­stel­lung zur Frei­kör­per­kul­tur, wel­che FKK-Organisationen es zwi­schen 1900 und 1960 in Han­no­ver gab, wo die Anhänger*innen sich tra­fen und was sie be­weg­te. Zu­dem er­mit­tel­te ich Ob­jek­te aus die­sem Kon­text, der bis­lang un­er­forscht ge­blie­ben war. Die Re­cher­chen bil­de­ten auch die Grund­la­ge für den Be­gleit­band zur Aus­stel­lung, die 2024 im Mu­se­um Schloss Her­ren­hau­sen zu se­hen ist.

2018

Museum Schloss Herrenhausen, Hannover

Son­der­aus­stel­lung

„Her­ren­hau­sen und Eu­ro­pa. Ein Gartennetzwerk“

** Foto: Co­py­right His­to­ri­sches Mu­se­um Hannover

 

Der Gro­ße Gar­ten in Hannover-Herrenhausen wur­de in der Ba­rock­zeit an­ge­legt und zählt heu­te zu den be­lieb­tes­ten Se­hens­wür­dig­kei­ten der nie­der­säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt.
Für das Mu­se­um Schloss Her­ren­hau­sen ent­wi­ckel­te ich das Kon­zept für eine 2019 bis 2020 ge­zeig­te Aus­stel­lung, die deut­lich mach­te, dass sich die Exis­tenz des Gro­ßen Gar­tens nicht nur dem Er­fin­dungs­reich­tum ge­nia­ler Gar­ten­ar­chi­tek­ten ver­dankt, son­dern dass er auch un­ter dem Ein­fluss eu­ro­päi­scher Vor­bil­der ent­stand, die seit der Re­nais­sance wirk­ten. Ge­mein­sam mit dem Ku­ra­tor An­dre­as Ur­ban il­lus­trier­te ich dies an­hand ita­lie­ni­scher, fran­zö­si­scher, nie­der­län­di­scher und deut­scher Gar­ten­gra­phi­ken so­wie be­bil­der­ter Gar­ten­li­te­ra­tur des 16. bis 18. Jahr­hun­derts. Dazu hat­te ich zu­vor an der Tech­ni­schen In­for­ma­ti­ons­bi­blio­thek (TIB) im Rah­men ei­nes Er­schlie­ßungs­pro­jek­tes ge­forscht. An der Aus­stel­lung be­tei­lig­ten sich zu­dem Mitarbeiter*innen der TIB, die das Gros der Druck­gra­phi­ken zur Ver­fü­gung stell­te. Wissenschaftler*innen der Hoch­schu­le für an­ge­wand­te Wis­sen­schaft und Kunst, Hil­des­heim, Holz­min­den, Göt­tin­gen ga­ben dar­über hin­aus Ein­blick in kon­ser­vie­rungs­wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chun­gen und Er­hal­tungs­maß­nah­men, die sie für die Bil­der ent­wi­ckelt hat­ten.
Die Rol­le von Gra­phi­ken bei der Ver­brei­tung von Gar­ten­wis­sen in der Frü­hen Neu­zeit er­ör­te­re ich in dem Band, der zur Aus­stel­lung erschien.

2016

Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Dau­er­aus­stel­lung,

Aus­stel­lungs­grup­pe „Körper und Technik“

Das Deut­sche Hygiene-Museum plan­te für sei­ne Dau­er­aus­stel­lung „Aben­teu­er Mensch“ eine Neu­ge­stal­tung des Saa­les „Le­ben und Sterben“.
Ich be­riet zum Kon­zept der hier ge­zeig­ten Aus­stel­lungs­grup­pe „Kör­per und Tech­nik“. Die­se prä­sen­tiert nun zahl­rei­che Pro­the­sen und Im­plan­ta­te, die ich ge­mein­sam mit mei­nen Kolleg*innen im Rah­men des Pro­jek­tes „An­thro­po­fak­te. Ar­te­fak­te zur Pro­the­tik im Deut­schen Hygiene-Museum“ er­forscht hatte.
Ge­schich­ten zum frü­he­ren Ge­brauch der Ex­po­na­te wer­den dem Pu­bli­kum über eine Au­dio­spur dargeboten.

2013

Historisches Museum, Hannover

Dau­er­aus­stel­lung,
Aus­stel­lungs­grup­pe „Han­no­ver­sche Bürger*innen und Ade­li­ge um 1750“

Im Früh­jahr 2013 wa­ren et­li­che Ob­jek­te des 17. und 18. Jahr­hun­derts vom His­to­ri­schen Mu­se­um Han­no­ver in das neu ein­ge­rich­te­te Mu­se­um Schloss Her­ren­hau­sen gewandert.

An­statt des wuchtig-wandeinnehmenden Öl­ge­mäl­des des Gar­ten­meis­ters Mar­tin Char­bon­nier ar­ran­gier­ten mein Kol­le­ge Ju­li­an Strauß und ich hier nun Por­traits han­no­ver­scher Bürger*innen und Ade­li­ger um 1750. Wir war­fen da­bei ein Streif­licht auf die Re­prä­sen­ta­ti­ons­wei­sen der ge­ho­be­nen städ­ti­schen Ge­sell­schaft in der Mit­te des 18. Jahrhunderts.

2013

Historisches Museum Hannover

Dau­er­aus­stel­lung,

Aus­stel­lungs­grup­pe „Die Prin­zes­sin von Ahl­den – revistited“

** Foto: Co­py­right His­to­ri­sches Mu­se­um Hannover

 

So­phie Do­ro­thea war die Ehe­frau des Kur­prin­zen Ge­org Au­gust, der 1714 als Ge­org I. den eng­li­schen Thron be­stieg. Nach­dem ihre Lie­bes­be­zie­hung zu Phil­ipp Chris­toph Graf von Kö­nigs­marck auf­ge­deckt wor­den war, wur­de sie von Ge­org Au­gust ge­schie­den und le­bens­läng­lich auf Schloss Ahl­den ge­fan­gen ge­setzt. Da ihre Por­traits ab 2013 im neu er­öff­ne­ten Mu­se­um Schloss Her­ren­hau­sen hin­gen, er­san­nen mein Kol­le­ge Ju­li­an Strauß und ich eine al­ter­na­ti­ve Mög­lich­keit, um ihre Ge­schich­te auch am Ho­hen Ufer zu prä­sen­tie­ren. Wir nutz­ten da­bei die Chan­ce, eine neue Per­spek­ti­ve dar­auf zu ent­wi­ckeln. An­hand von Ro­ma­nen, die von So­phie Do­ro­thea han­deln, und an­hand ei­nes Frage-Antwort-Spiels zeig­ten wir, wie das Schick­sal der Prin­zes­sin zum li­te­ra­ri­schen Stoff wurde.

2011 bis 2013

Museum Schloss Herrenhausen, Hannover

Son­der­aus­stel­lung
„Schlösser und Gärten in Herrenhausen.

Vom Ba­rock zur Moderne“

** Foto: Co­py­right His­to­ri­sches Mu­se­um Hannover

 

2013 er­öff­ne­te das Mu­se­um Schloss Her­ren­hau­sen mit ei­ner Aus­stel­lung zur Ge­schich­te der Her­ren­häu­ser Gärten.

Für den zwei­ten der drei Säle ent­wi­ckel­te ich die Idee, die Ba­rock­zeit an­hand di­ver­ser Ob­jek­te – vom Will­komm­po­kal zum De­cken­ge­mäl­de, vom Sei­den­schuh zum Kin­der­sarg – zu skiz­zie­ren und so die Früh­pha­se des Gro­ßen Gar­tens in ei­nen brei­ten zeit­li­chen Kon­text zu setzen.

Wort­paa­ren wie „Nähe und Fer­ne“, „Glau­ben und Wis­sen“ und „Le­ben und Ster­ben“ ord­ne­ten die Ku­ra­to­ren Ju­li­an Strauß, An­dre­as Ur­ban und ich Ex­po­na­te zu, an­hand de­rer wir Ge­schich­ten über Le­bens­be­din­gun­gen, All­tags­ge­stal­tun­gen und Wis­sens­kon­struk­tio­nen wäh­rend des 17. und 18. Jahr­hun­derts erzählten.

So er­fass­ten wir die „Ba­ro­cken Wel­ten“ in ih­rer Viel­ge­stal­tig­keit. Die Ge­schich­te der Her­ren­häu­ser Gär­ten er­zäh­len wir in ei­nem Be­gleit­band zur Ausstellung.